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Kuba per Rad – karibisches Lebensgefühl intensiv erleben

Unsere Radtour durch den Westen Kubas

Fahrradfahren in der Karibik? Und dann noch auf Kuba? Kuba per Rad, das kann hierzulande kaum einer verstehen. Wir wagen das Abenteuer und sind ein wenig aufgeregt. Und nun stehen wir vor unserem Hotel im Zentrum Havannas – vier Damen und vier Herren, in der Mitte unserer Reiseleiter Oskar. Unsere Trekking-Räder haben wir bereits am Vortag übernommen, wir sind startklar. 14 Tage ist Oskar unser Chef, er wird uns auf der Radtour durch die Mitte und den Westen der kubanischen Insel führen. Ein erster kritischer Blick auf unsere Mitfahrerinnen und Mitfahrer: Es scheinen keine erkennbaren Radprofis oder medaillenverdächtige Sportskanonen dabei zu sein – wir sind beruhigt. Es kann losgehen.

Oskar ist ein netter und fröhlicher Kerl, er hat in der ehemaligen DDR gearbeitet und spricht perfekt Deutsch. Er redet uns mit „Kollegen“ an, wahrscheinlich das Resultat gewerkschaftlicher Schulungen, immerhin noch besser als „Genossen“ oder „Kameraden“. Oskar kann viel und schön erzählen über die wechselvolle Geschichte Kubas, vor allem die kubanische Revolution und ihre Helden haben es ihm angetan. Für die Freiheit gekämpft hat er übrigens nicht nur in Kuba, sondern auch in Angola. Leider hat ihn dort eine Schlange gebissen, da war es mit dem Kämpfen vorbei war und er musste nachhause fliegen.

Kuba – ein Paradies für Fahrradfahrer

Schnell merken wir, dass Kuba ein Paradies für Fahrradfahrer ist. Selten begegnet oder überholt uns ein Auto, und noch seltener ein Reisebus oder ein Lkw. Selbst die Nebenstraßen sind häufig geteert, nur auf die Schlaglöcher muss man höllisch aufpassen. So ein Schlagloch wird unserem Oskar zum Verhängnis. Er schaut sich nach einer jungen Dame um, übersieht ein Schlagloch vor uns und liegt auf der Straße. Wie sich dann im Krankenhaus herausstellt, hat er zwar nichts gebrochen, aber sich doch einige schmerzhafte Prellungen und Schürfwunden zugezogen. Die ärztliche Versorgung auf Kuba funktioniert perfekt, auch wenn es immer wieder an speziellen Medikamenten mangelt. Rechtzeitig zum gemeinsamen Abendtrunk auf der Terrasse unseres Hotels in Santa Clara, unserem ersten Etappenziel, erscheint Oskar frisch bandagiert und mit Schmerzmitteln gedopt. Unsere Radtour kann weitergehen.

Ein herrliches Gefühl, entspannt und ohne Leistungsdruck mit dem Rad in dieser wunderschönen und abwechslungsreichen Landschaft unterwegs zu sein. Jeder bestimmt sein eigenes Tempo, wir fahren nebeneinander auch zu dritt, ganz wie wir wollen. Keiner hupt oder zeigt uns den Stinkefinger. Wer fotografieren will, hält an, macht in Ruhe seine Bilder und radelt dann entspannt weiter. Irgendwo und irgendwann wartet die Gruppe. Also kein Trainingslager für Radrennfahrer, sondern eine reine Genusstour, sozusagen Sightseeing auf zwei Rädern in tropischer Umgebung. Und unglaublich beruhigend: der Begleitbus fährt mit unserem Gepäck und der Marschverpflegung immer in Sichtweite hinter uns her. Wer keine Lust mehr zum Radfahren hat, kann jederzeit zu Toni in den Bus einsteigen. Oskar macht von diesem Angebot gerne Gebrauch, mit seinen Beschwerden im Arm und in der Schulter kann er nicht schmerzfrei den Lenker halten.

Fahrradfahren unter idealen Bedingungen

Pferde- und Ochsenkarren auf der Straße sind für uns ungewohnte Verkehrsteilnehmer. Ich muss scharf bremsen, um nicht mit einem Pferd zusammenzustoßen, das plötzlich die Straßenseite wechselt. Unser sportlicher Ehrgeiz erwacht, wenn wir einen Pferdewagen oder einen Fahrer auf einem alten Moped überholen können. Fast immer Sonnenschein, eine leichte Brise vom Meer, landschaftlich schöne und abwechslungsreiche Strecken, kaum störende Autos und immer wieder fröhlich winkende Menschen am Straßenrand – das ist Fahrradfahren unter idealen Bedingungen. Und wenn es dann am Rad irgendwo klappert oder Luft im Reifen fehlt, einfach die Hand heben – Toni ist sofort zur Stelle und löst das Problem.

Die ganze Geschichte lesen Sie in meinem Buch!

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Havanna – lebendige Kolonialstadt unter Palmen

Sozialismus unter Palmen, Zigarren und Rum, Fidel Castro und Che Guevara, amerikanische Oldtimer und spanische Kolonialbauten, Merenge-Tanz und Salza-Musik, karibische Freundlichkeit und bürokratischer Schlendrian – das sind unsere Erwartungen, als wir auf dem Flughafen Havannas landen. Die Einreiseformalitäten sind schnell und komplikationslos erledigt. Die Bretterverschläge und die strengen Mienen der Passkontrolleure lassen Erinnerungen an die Einreise in die ehemalige DDR aufkommen. Dafür ist der Taxifahrer locker, er bietet uns Zigaretten an und dreht das Radio auf volle Lautstärke. Dass wir von seinen lebhaften Ausführungen nicht viel verstehen, liegt nicht nur an unserer Müdigkeit und den spärlichen Spanischkenntnissen, sondern sicherlich auch an der Lautstärke der kubanischen Radiomusik.

Ankunft in Havanna

Wir sind überrascht, es ist empfindlich kühl bei unserer Ankunft, wir müssen eine Jacke anziehen. Mit tropischen Temperaturen haben wir gerechnet, hier ist es allenfalls 20° C warm, aber für die Erkundung Havannas zu Fuß absolut okay. Später erfahren wir, dass die Kinder schulfrei haben, weil sie die Kälte von 17 ° C in der Schule nicht vertragen. Heizungen gibt es auf Kuba nicht, auch unser Hotel hat keine Zentralheizung.

Das ist die erste Überraschung, die zweite folgt sogleich. Im Hotel Inglaterra, einem traditionsreichen Jugendstilhotel in zentraler Lage, ist für uns ein Zimmer reserviert. Zumindest hatten wir uns das gedacht. Unser Name steht auf keiner Liste, auch nicht falsch geschrieben, Visser auf mit “F“ statt mit “V“, das kommt häufiger vor. Wir lesen die Gästeliste rauf und runter. Wir sprechen Deutsch, Englisch und Spanisch mit vielen Damen und Herren der Rezeption und des Managements, aber dadurch wird immer noch kein Zimmer frei. Schließlich werden wir verwiesen an das auf der anderen Seite des Parks gelegene Hotel Plaza. So ziehen wir mit unserem Gepäck los und versuchen unser Glück ein Stückchen weiter.

Und tatsächlich – hier ist ein Zimmer für uns reserviert. Das Hotel, eines der ältesten Hotels Havannas, sieht von außen einladend aus. Die Lobby ist imposant, unser Zimmer aber so vergammelt, dass wir uns ein neues geben lassen, dessen Zustand aber auch nicht viel besser ist. Hier gilt in perfekter Weise der alte Spruch “Außen hui, innen pfui”. Die Lage fast im Zentrum ist super, das ist bei Stadtbesichtigungen für uns viel wert.

Altstadt

Wir ziehen sofort los und lassen den morbiden Charme der alten Kolonialstadt Havanna auf uns wirken. Kubas Hauptstadt ist mit rund 2,1 Millionen Einwohnern eine der größten Metropolen der Karibik. Die Atmosphäre ist einzigartig, wir sind begeistert von der architektonischen Vielseitigkeit und der Quirligkeit der Bevölkerung, die uns sofort in den Bann zieht. Die ganze Altstadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, das Ensemble der vielen Kolonialbauten ist einzigartig auf der Welt. 

Alte und farbenfrohe amerikanische Straßenkreuzer, schrottreife und überfüllte Busse, alte Taxis, knatternde Mopeds und viele Fahrräder beherrschen das Straßenbild. Die alten Gebäude mit den vielen Arkaden, den schönen Innenhöfen und den großzügigen Plätzen wurden im Zentrum aufwendig restauriert und saniert. Wir fühlen uns zwischen den prachtvollen Bauten aus vergangenen, glorreichen Zeiten wie in einem großen Freilichtmuseum und bewundern die vielen farbenfrohen Bauten aus der Kolonialzeit und die weitläufigen Plätze. Hier spüren wir Geschichte unmittelbar und lebendig. Wir wollen keine Sehenswürdigkeiten abhaken, aber doch viel sehen, wir lassen uns treiben. Das architektonische Stadtbild mit den verschiedenen Architekturstilen aus 5 Jahrhunderten ist einmalig. Mit der malerischen und pittoresken Kolonialarchitektur gehört Havanna sicherlich zu den schönsten Städten der Welt, ein Paradies für Fotografen!

Die ganze Geschichte lesen Sie in meinem Buch!

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