Mit der AIDAvita – von Singapur nach Hongkong

Wir stehen an der Reling, sommerlich-warme Temperaturen schaffen ein behagliches Gefühl, es weht eine leichte Brise. Die Megastadt Singapur liegt hinter uns, wir werfen noch schnell einen letzten Blick auf die Hochhauskulisse mit dem Marina Bay Sands Hotel im Vordergrund. Wir sind schon ein wenig traurig, Abschied von dieser aufregenden und abwechslungsreichen asiatischen Metropole mit dem Charme der Mischung vieler Kulturen und der eindrucksvollen Geschichte nehmen zu müssen. Aber nach der Wehmut gewinnt die Sehnsucht allmählich Oberhand, vor uns liegen weitere interessante und spannende Ziele in Asien. Wir sind mit der AIDAvita unterwegs von Singapur nach Hongkong. 

Wir sind schon mehrere Male mit Kreuzfahrtschiffen über die Weltmeere geschippert und fühlen uns auf der AIDAvita sofort heimisch. Das Publikum ist bunt gemischt, ganz wenige Kinder, einige mittelalte Reisende und viele Alte – junge Alte und alte Alte. Alle machen einen munteren Eindruck und erzählen uns beim Abendessen, was sie schon auf ihren vielen Reisen erlebt haben. Auch wir erzählen gerne von unseren Reiseabenteuern und spüren immer wieder, dass nicht nur wir gerne und mit Leidenschaft über unsere Reiseerlebnisse berichten, auch das gehört für uns unbedingt zum Reisen dazu. Die AIDAvita kommt aus Australien und viele Gäste haben bereits eine Kreuzfahrtetappe zurückgelegt, als wir mit anderen Gästen in Singapur zusteigen. So können wir angeregte Gespräche führen und unsere Reiseerfahrungen austauschen.

Mit der AIDAvita durch das südchinesische Meer

Die AIDAvita pflügt durch das Südchinesische Meer. Das Wetter ist tropisch perfekt, ein Sonne-Wolken-Mix, Luft- und Wassertemperatur immer so um die 30° C. Der Wind bläst auf dem offenen Meer mittlerweile recht kräftig, aber die AIDAvita liegt ruhig im Wasser. Wir haben keine Sorge, seekrank zu werden. Wir genießen den Komfort des Kreuzfahrtschiffes und die entspannte und lockere Atmosphäre an Bord. Über unsere männlichen Landsleute mit den kurzen Hosen und den hohen weißen oder grauen Socken in Sandalen regen wir uns schon lange nicht mehr auf, auch die eine oder andere – aus unserer subjektiven Sicht – modischen Geschmacklosigkeit sehen wir großzügig hinweg, auch hier ist Toleranz wie eigentlich überall für das zwischenmenschliche Miteinander gefragt.

Ankunft im Sultanat Brunei

Unser nächster Hafen Muara liegt im Nordosten des Sultanats Brunei auf einer Halbinsel am südchinesischen Meer. Das Sultanat Brunei im Norden Borneos und wird von Malaysia umschlossen. Die Hauptstadt Bruneis – Bandar Seri Begawan – ist nur 23 Kilometer von unserem Hafen Muara entfernt.  Aufgrund der Erdöl- und Erdgasvorkommen gehört Brunei zu den wohlhabendsten Ländern der Welt, erst kürzlich wurden weitere Erdölquellen mit einer Reichweite von mindestens weiteren 50 Jahren entdeckt. So ist es kein Wunder, dass der Sultan Sultan Hassanal Bolkiah zu den reichsten Männern der Welt gehört.

Zu Fuß nach Muara

Wir wollen mehr von diesem uns kleinen Staat kennenlernen und Muara und Umgebung mit dem Taxi erkunden. Aber das klappt nicht – am Hafenausgang stehen keine Taxis. So müssen wir zu Fuß losziehen, wissen aber nicht so richtig, in welche Richtung wir laufen sollen. Wir haben überhaupt keine Idee, was uns in diesem streng muslimischen Mini-Staat erwartet. Lesbare bzw. für uns verständliche Wegweiser finden wir nicht. Wir marschieren einfach los in die Richtung, in der wir in der Ferne ein paar Häuser sehen. Die Hitze macht uns zu schaffen, es ist schwül-warm, wir sind sofort klatschnass. Einen Bürgersteig finden wir nicht, so laufen wir entlang der Straße und springen bei entgegenkommenden Autos auf das Straßenbegleitgrün. Ab und zu krabbelt eine Ameise in meine Schuhe, aber nicht alle beißen sofor.

Nach einem dreißigminütigen Fußmarsch erreichen wir ein Einkaufszentrum, oder besser: eine Ansammlung kleiner Geschäfte. Nur ist heute Freitag, also für Muslime „Sonntag“, daher sind fast alle Läden geschlossen. Heidi kauft gern ein und findet doch noch ein geöffnetes Geschäft, eine Mischung aus Baumarkt und Lebensmittelladen. Mehrere Male versuche ich vergebens, sie aus diesem Plastikwaren-Rummelplatz fortzulocken. Sie wühlt in den Regalen und entdeckt immer neue Schätze zu fantastisch günstigen Preisen. Mit zwei Einkaufstaschen und anderen Plastik-Errungenschaften für insgesamt nicht mehr als fünf Euro ziehen wir schließlich davon. Weit und breit keine Kneipe, kein Café zu sehen, so laufen wir auf demselben Weg zur AIDAvita zurück. Heidi tritt auf ein Regengitter, das unter ihrem Gewicht zusammenbricht. Sie meint, der Sultan mit den 1800 Zimmern in seinem Palast und dem Fuhrpark von 7000 Fahrzeugen solle ein paar Milliarden seiner Petrodollars für die Verbesserung der Infrastruktur spendieren.

Nächtliche Rundfahrt durch Bandar Seri Begawan

Um während des kurzen Aufenthalts in Brunei noch möglichst viel zu sehen, buchen wir kurzentschlossen eine vom Schiff organisierte Busrundfahrt durch die nächtliche Hauptstadt Bandar Seri Begawan. So bekommen wir einen Eindruck vom Reichtum dieser Stadt, sehen aber auch ein Wasserdorf aus Pfahlbauten im Brunei River mit eher bescheidenen Wohnverhältnissen. Etwa 30.000 Menschen leben hier abgeschieden in einer eigenen Welt, auch wenn mittlerweile Ver- und Entsorgungssysteme geschaffen wurden. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit in Bandar Seri Begawan ist die Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee, sehr eindrucksvoll mit dem weißen Marmor und den Blattgoldverzierungen, die herrlich in der Abendsonne leuchten. Bei einem Hochzeitsfoto-Shooting müssen wir immer wieder mit aufs Bild und unterhalten uns angeregt mit den Damen und Herren der Hochzeitsgesellschaft in ihrem festlichen Outfit. 

Auf dem Gadong Night Market

Den Palast des Sultans dürfen wir nicht besichtigen, auch nicht von außen. Dabei hätten wir gern gesehen, wie so ein Sultan in einem Palast auf 200.000 Quadratmeter Wohnfläche lebt. Zumindest können wir beim Vorbeifahren einen flüchtigen Blick auf den größten Palast der Welt erhaschen. Ein besonderes Erlebnis ist für uns der Besuch des Gadong Night Markets, der bis spät in die Nacht vielfältige kulinarische Köstlichkeiten bietet. Überall dampft und brodelt es, das Angebot an Leckereien ist unglaublich groß.

Auch wir können und wollen den Verlockungen nicht widerstehen und schlagen nach intensiven Beratungen zu: Heidi wählt einen gebratenen Fisch mit einer undefinierbaren scharfen Sauce und ich einen gebackenen (mutmaßlichen) Hähnchenschenkel mit Honigsauce – alles zusammen für umgerechnet vier Euro. Wir lassen uns Fisch und Fleisch mundgerecht zerteilen und setzen uns zu den Einheimischen an einen der vielen Tische. Alle sind sehr freundlich, suchen das Gespräch mit uns. Viel verstehen können wir leider nicht, der englische Vokabelschatz unserer Tischnachbarn ist ein wenig begrenzt, aber das kann die fröhliche Stimmung in keiner Weise trüben. Das Essen ist sehr schmackhaft und kräftig gewürzt, wir hätten nur gern ein Bier oder ein Glas Wein dazu getrunken, aber in dem streng muslimischen Staat wird leider kein Alkohol ausgeschenkt. Mit den besten Wünschen und langem Winken werden wir verabschiedet. Das frisch gezapfte Pils auf der AIDAvita nach unserer Rückkehr am späten Abend schmeckt ausgezeichnet … 

Die ganze Geschichte lesen Sie in meinem Buch!

Siehe auch meinen Reisebericht über Singapur