Radtour durch Zentralvietnam – von Huế nach Nha Trang
Der Atem geht schwer, der Schweiß läuft uns in Strömen über das Gesicht. Mühsam quälen wir uns mit dem Rad Kehre für Kehre den Wolkenpass hoch. Der Wolkenpass ist die Wetterscheide zwischen dem subtropischen Norden und dem tropischen Süden Vietnams. Der normale Autoverkehr wird durch den Tunnel geführt, nur Motorräder und Tanklastwagen müssen die Straße über den Pass nehmen. Das ist der Start unserer Radtour von Huế nach Nha Trang in Zentralvietnam.
Private Radtour durch Zentralvietnam entlang der Küste des südchinesischen Meeres
Wir haben eine private Radtour gebucht und wollen entlang der Küste des Südchinesischen Meeres auf kleinen Straßen und Feldwegen die landschaftlichen Schönheiten und kulturellen Schätze Vietnams näher kennenlernen. 4 erwartungsfrohe Radlerinnen und Radler, 4 relativ neue Mountain-Bikes, 1 Mini-Bus, 1 Guide und ein Fahrer sind startklar. Das Gepäck ist im Auto verstaut, die Kühlboxen prall gefüllt. Die Reifen aufgepumpt, die Schaltung geprüft, die Sonnenschutzcreme aufgetragen und unsere heutige Tagesetappe besprochen. Keiner kann verloren gehen oder sich verfahren. In der kleinen Gruppe mit dem Guide vorne weg und dem Minibus immer in Sichtweite hinter uns fühlen wir uns bestens aufgehoben. Der große Vorteil bei dieser organisierten Tour: Bei Schwächeerscheinungen können wir jederzeit in das Begleitfahrzeug einsteigen und uns die Tagesetappe ganz oder teilweise bequem fahren lassen.
Schweißtreibender Aufstieg auf den Wolkenpass
Schon die 1. Etappe ist herausfordernd, es geht fast nur bergauf! Auch wenn wir unser Gepäck nicht mit dem Rad transportieren müssen, und uns unser Reiseleiter Anh Co uns permanent anfeuert und moralisch aufbaut, ist der Anstieg auf den 500 m hohen Pass schon beschwerlich.
Stefan packt der Ehrgeiz, er tritt mit voller Kraft in die Pedale und zieht davon. Anh Co kann ihn nicht bremsen, auch nicht mit eindringlichem Hinweis auf die Länge des Anstiegs. Wir lassen es langsam angehen und teilen unserer Kräfte ein. Und dann sehen wir ihn am Straßenrand, das Rad in den Straßengraben gepfeffert und schwer sauer. Er will nicht mehr, er kann nicht mehr und hat die Schnauze voll, lässt er uns aufgebracht wissen. Allmählich beruhigt er sich. Unser Reiseleiter lockt mit der Aussicht auf eine lange Pause oben auf dem Pass und dem nicht ganz wahrheitsgemäßen Versprechen “Ist nicht mehr weit“. Alles ist relativ im Leben, so auch die Einschätzung von Entfernungen. Zumal bei dem permanenten Anstieg und der ununterbrochenen Begleitung durch die vietnamesische Sonne. Aber dann entspannt sich die Situation und wir radeln hinter Anh Co her, er ist der Schrittmacher und bestimmt das Tempo.
Gipfel erreicht – von nun an gehts bergab
Den schweißtreibenden Aufstieg auf den Wolkenpass haben wir geschafft, 10 km Aufstieg liegen hinter uns. Der Wolkenpass macht seinem Namen heute nicht alle Ehre, kein Regen und kein Nebel, beste Aussichten auf das südchinesische Meer und den vietnamesischen Dschungel. Die Erfrischungspause haben wir uns wirklich verdient und genießen nun das herrliche Panorama. Der starke vietnamesischen Kaffee und das kalte Tiger-Bier aus Singapur verleihen uns Flügel. Naja, nicht ganz wie in der Werbung, aber sie machen uns wieder halbwegs fit. Auch Stefan hat seine gute Laune wiedergefunden. Vom Gastwirt erfahren wir, dass er, der vietnamesische Gastwirt, Stefan ohnehin seit vielen Jahren, Fan von Borussia Dortmund und nicht von Bayern München ist – echte Liebe also. Er kennt alle Spieler und auch die aktuelle Bundesligatabelle. Ich bin echt sprachlos, dass hier mitten im weit entfernten und exotischen Vietnam der deutsche Fußball eine solche Bedeutung hat.
Anh Co drängt zum Aufbruch, wir müssen weiter. Die rasante Abfahrt vom Wolkenpass entschädigt für die Strapazen des Aufstiegs, schließlich rollen wir in Da Nang ein. Während des Vietnamkrieges kamen US-Soldaten zum Entspannen hierher, heute ist Da Nang ein beliebter Badeort. Allein der Da Nang Beach ist mehr als neunzig Kilometer lang. Entspannung am Strand könnten auch wir gut gebrauchen, aber wir müssen noch weiter. Die Fahrräder werden im Bus verstaut, wir steigen ein und lassen uns die letzten Kilometer nach Hoi An bringen, wo wir im Historic Hotel am Rande der wirklich historischen Altstadt absteigen.
Faszinierendes Hoi An
Hier könnten wir länger bleiben. Hoi An ist traumhaft – ein charmantes und romantisches Hafenstädtchen am Südchinesischen Meer, schon lange Welterbe der UNESCO. Nicht nur die kulturellen Sehenswürdigkeiten, allen voran die weltberühmte Japanische Brücke, faszinieren uns. Auch das Flair dieser Stadt mit den vielen netten Lokalen, Galerien, Geschäften und Schneiderläden nimmt uns ein und vermittelt uns das Gefühl, in einem Freilichtmuseum zu leben. Schweren Herzens verlassen wir Hoi An wieder, die wohl schönste Stadt Vietnams, und sind gleichzeitig wild darauf, erneut auf die Räder zu steigen.
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Die ganze Geschichte lesen Sie in meinem Buch!